Alte Innenausstattung

Walldorfer Kirche von 1650

 

Die alte verbrannte Innenausstattung war einheitlich im Renaissancestil nach 1650 gehalten. Nur der Orgelprospekt war barock, die Orgel selbst ein Neubau von 1963.

 

Walldorfer Kirche von 1650

 

Im Kircheninneren wurden auch Grabsteine und Wappen ehemaliger Patronatsherren aufbewahrt, die zum Teil den 1906 zugemauerten Grüften unter der Kirche entnommen worden sind.

 

Walldorfer Kirche von 1650

 

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Lehfeld Voss schreibt über das alte Kircheninnere:

 

Der Hauptraum ist auf allen vier Seiten mit zweigeschossigen hölzernen Emporen umgeben. Nur an der Südseite, nahe der Kanzel, ist ein Stück der Kirchenmauern von Emporen freigeblieben, wie es zur besseren Isolierung der Kanzel in den Kirchen dieser Gegend in solchen Fällen in der Regel gemacht wurde. Auch durch den hohen Bogen im unteren Theile des Hauptturmes, sind die Emporen durchgeführt. Die Säulen der Emporen sind mit Schnitzerei verziert. Sie sind mit einer Kannelierung versehen, bei welcher Hohlkehlen und Wulste mit einander abwechseln. Die Balken der Emporen sind außergewöhnlich stark und in den Formen der Spätrenaissance gekehlt. Sowohl diese Formen als die Stärke des Holzes lassen auf hohes Alter schließen. Nach den Kirchenrechnungen sind die Emporen im Jahre 1649 errichtet. Diese Nachricht steht mit den Formen des Holzwerkes im Einklang. Auch das Gestühl für die Heiligenmeister, mit einem Konsolesims und Klappsitzen, deutet auf dieselbe Zeit. (Seit 1906 verändert)!

Die Kanzel ist aus Holz geschnitzt. Sie ruht auf einem hölzernen Pfeiler, das hohe viereckige Postament ist an den vier Seiten mit muldenförmig geschnitzten Buckelquadern verziert. Der Schaft der Säule ist kanneliert, wobei Hohlkehlen und tauförmig geriefelte Wulste miteinander abwechseln. An den Feldern der Brüstung der Kanzel sind gute ornamentale Schnitzereien angebracht. Auf dem Schalldeckel steht der segnende Christus. Die Kanzel stand bis zum Jahre 1649 am Südfenster des Chores und ist damals an die jetzige Stelle, an die südliche Hälfte der Chorwand gesetzt. Die Orgel mit geschnitzten Engelsköpfen und Ornamenten stammt nach Angabe der Kirchenrechnungen aus dem Jahre 1693. Aufgestellt auf der Empore im Chor.

Die Sakristei liegt an der Nordseite des Altarraumes. Sie ist mit einem weiten Tonnengewölbe überdeckt, in welches zwei Stichkappen für die spitzbogige Tür und für ein Fenster eingeschnitten sind. Zwei Fenster sind spitzbogig. In der Sakristei steht ein alter steinerner Altar. Ein farbig bemaltes Taufgestellt von 1649 ist in das Hennebergische Museum zu Meiningen gekommen. Altäre aus der Zeit des katholischen Gottesdienstes waren noch im Jahre 1568 erhalten.

 

Grabsteine:

  • Bernhard Marschalk v. Ostheim, gestorben 1604. Der Ritter ist in voller Rüstung dargestellt. Er trägt einen Vollbart. Das Haupt ist bedeckt mit einem Helm, der mit Federn geschmückt ist. Die rechte Hand hält einen Marschallstab, die linke Hand ist in die Hüfte gestemmt, unter den Füßen liegt ein Löwenhündchen. Die vier Wappenschilde in den Ecken sind zum Teil stark beschädigt. Zu erkennen ist rechts oben (heraldisch) der Schanktisch des Marschalk sehen Wappens und links unten das Wappen v. Hessberg. Die Bildhauerarbeit lässt auf einen unbedeutenden Steinmetzen schließen.

Die Inschrift lautet: ANO 1604

DEN 5 TAG OCTOB IST IN GOTT SELIGLICH VERSCHlDEN DER GESTRENG EDELE VND ERNNFEST BERNHARDT MARSCHALCK-YO-OSTHEIN • ZV • WALDORFF • SEINES • ALTERS-IM…
Der Verstorbene ist der Begründer des adligen Fräuleinstifts in Wasungen.

  • Christina Brigitta Marschalkin v. Ostheim, geb. v. Buchenau, gestorben 1570, Gemahlin des Vorigen. Die Verstorbene ist mit betend zusammen­gelegten Händen dargestellt. Das lange Gewand ist fein gefaltet. Das Gesicht ist stark beschädigt. Unter den Füssen, deren Spitzen nur wenig unter dem langen Kleide hervortreten, liegt eine Schlange. Die Arbeit ist künstlerischer als diejenige am Grabstein ihres Gatten und von der Hand eines tüchtigen Meisters, vielleicht des Meisters IH von Meiningen. Der Grabstein ist wahrscheinlich bald nach dem Tode der Frau, im Jahre 1570 gearbeitet. Der Grabstein des 34 Jahre danach gestorbenen Gatten scheint in späterer Zeit gearbeitet zu sein. Unter den vier Wappenschilden befindet sich rechts (heraldisch) oben das Wappen der Familie v. Buchenau.

Die Inschrift lautet: ANO 1570

DEN 6 TAG (fehlt Angabe des Monats) IST IN GOTT SELIGLIGN  ENDTSCHLAFEN die edele vnd tvgendsame Frawe Christina Prigeda Marschalckin Geborene von Bvchenaw ihres Alters ...

 

Aus: Bau und Kunstdenkmäler Thüringens

Im Auftrag der Regierungen von Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen und Hildburghausen, Sachsen - Altenburg, Sachsen - Coburg und Gotha, Schwarzburg - Rudolstadt, Reuss älterer Linie und Reuss jüngerer Linie bearbeitet von Prof. Dr. P. Lehfeldt

und Prof. Dr. G. Voss, Conservator der Kunstdenkmäler Thüringens

Herzogthum Sachsen - Meiningen I. Band l. Abtheilung. Kreis Meiningen Amtsgerichtsbezirk Meiningen (Die Stadt Meiningen und die Landorte) mit 74 Tafeln und 356 Abb. im Texte.

Jena Verlag von Gustav Fischer 1909 S. 556 - 568.